Ein Pfarrer als Trainer

Noch immer werden an der Pestalozzistraße Möbel gerückt, Kisten geschleppt und ausgepackt. „Die wesentlichen Dinge stehen schon, es sind aber noch Handwerker im Haus“, erzählt Kellner. Das Gebäude in Laatzen wurde in den vergangenen Monaten grundlegend saniert. „Es war eine großartige Leistung, dasThomas Kellner Haus punktgenau fertig zu bekommen“, sagt Kellner.

Neuanfang und Rückkehr
Für den 58-Jährigen ist der Umzug nach Laatzen Neuanfang sowie Rückkehr zugleich: Von 1998 bis 2007 war er Pfarrer in Hannover, bei St. Heinrich in der Südstadt. „Ich kenne hier schon viele Leute und habe noch viele Freunde von damals“, erzählt Kellner. „Deshalb war es mein Wunsch, in die Region Hannover zurückzukehren.“
Die hiesige Landschaft ist dem passionierten Rennradfahrer bestens bekannt. Auf seinen Radtouren sei er schon damals viel in der südlichen Region und in der Wedemark unterwegs gewesen. „Der sportliche Ausgleich ist ganz wichtig für mich.“ Auf dem Rad habe er zudem viel Zeit zum Nachdenken. „Meine halbe Doktorarbeit ist auf dem Rennrad entstanden.“
Die letzten Jahre lebte Kellner in Bayern. Erst im August wurde der Pfarrvikar von seiner Gemeinde in Dachau nach Norddeutschland verabschiedet. In den zurückliegenden sechs Monaten war er als Pfarrer in der Nordheide tätig. Dort bereitete er die Zusammenführung der Pfarrereien Buchholz und Winsen/Luhe zu einem Pastoralbereich vor. Die Situation dort sei ähnlich wie hier. „Der Pastoralbereich Hannover-Süd ist allerdings wesentlich größer und besteht aus vier Pfarreien.“ Er wolle St. Oliver sowie die Pfarrgemeinden der Heiligen Engeln in Kirchrode, von St. Bernward in Döhren sowie von St. Augustinus in Oberricklingen mit Hemmingen (St. Johannes Bosco) und Pattensen (St. Maria) zusammenführen und trotzdem die Identität und das Lebensgefühl jeder einzelnen aufrechterhalten.
„Die Pfarreien sind sehr unterschiedlich, und das sollen sie auch bleiben“, sagt Kellner. Lokale Ansprechpartner solle es weiterhin geben, ohne dass sich eine Inselmentalität entwickele. „Es ist zu wenig, wenn die Pfarreien nur über das Personal miteinander verbunden sind“, erklärt Kellner. „Wir müssen das dynamisch halten und eine Form der Zusammenarbeit finden.“
Kellner vergleicht die Struktur mit der eines Staates mit verschiedenen Bundesländern. „Wenn ich mich nur in meinem Bundesland bewege, bekomme ich nicht mit, was in den anderen passiert.“ Es müsse ein gemeinsames Pastoralkonzept entwickelt werden. Der 58-Jährige nimmt an, dass die Verbindung der Pfarreien ein langwieriger Prozess ist. „Ich gehe davon aus, dass es zehn Jahre dauert, bis sich das alles eingespielt hat.“
Aufgrund der Größe des Pastoralbereichs mit seinen 21 000 Katholiken setzt Kellner auf noch mehr Zusammenarbeit: „Als Pfarrer muss ich Verantwortung abgeben.“ Andere im Team erhielten mehr Verantwortung. Er selbst vergleicht seine Rolle eher mit der eines Trainers.

„Wir brauchen klare Regeln“
Kellner will zudem mehr Freiwillige in die kirchliche Arbeit einbeziehen. So könnten auch Ehrenamtliche seelsorgerisch tätig sein. „In der Größe unseren Pastoralbereichs kann man das Pfarramt nicht mehr klassisch leben. Es ist wichtig, dass sich die Leute noch mehr einbringen können.“ Es gelte, die Fähigkeiten der Gemeindemitglieder zu fördern und ihnen mehr Verantwortung zu geben. Dafür seien entsprechende Strukturen zu schaffen. „Wir brauchen klare Regeln, damit wir keine Konfliktsituationen heraufbeschwören.“

Für die Leitung und Gestaltung des Pastoralbereiches kann Kellner auf langjährige Erfahrungen als Personal- und Organisationsentwickler zurückgreifen. Nach seiner Zeit in Hannover war er für den Dienst bei anderen Bistümern freigestellt. Unter anderem gab der promovierte Geistliche Seminare für Führungskräfte. Auch arbeitete er als Coach und Referent für Weiterbildung in Freising und als Pfarrvikar in Dachau. In Kaiserlautern hatte er drei Semester Personalentwicklung studiert.

Artikel erschienen in den Leinenachrichten vom 17.04.2021, Daniel Junker

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