1.Nachdenkerei Aschermittwoch, 22.02.2023

Anfang

Ich glaube an den Heiligen Geist.
Ich glaube, dass er meine Gewohnheiten ändern kann.’ (Karl Rahner Theologe)

Bunt war sie, die Fastnachtszeit. Narren in bunten, fantasievollen Kostümen zogen durchs Land. Nach 2 Jahren Pandemie konnte das bunte Treiben auf der Straße und in den Sälen wieder losgehen. Das ist nun zu Ende.
Vorbei ist die bunte Zeit. Mit dem Aschermittwoch beginnt eine neue Zeit. Anfang, zweimal ist dieses Wort auf dem Hungertuch zu lesen. Einmal im roten Bereich, einmal in der grünen Weltkugel.
Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde…
Am Anfang war das Wort…
Ein Anfang ist gemacht, ein neuer Anfang, alles auf Anfang…

Es gibt einen Anfang, aber nicht immer ist alles zurückzustellen auf Anfang, wie bei einem Computerspiel. Wir können keinen Resetknopf drücken und unser Leben nochmal von vorne spielen. Das was jetzt ist, gilt. Wie wir mit der Erde, wie wir mit anderen umgehen, wie wir mit uns umgehen, können wir vielleicht abmildern, aber nicht ungeschehen machen.

Wollen wir achtsam sein! Und anfangen.

Rahner, K, Glaubensbekenntnis https://homepage.ruhr-uni-bochum.de/Manfred.Hauenschild/pdf/Glaubensbekenntnisse.pdf, 12.02.2023

2.Nachdenkerei, 1. Fastensonntag, Wenn er mich anruft, will ich ihn erhören, Invocabit 26.02.2023

Was ist mir heilig?

Das internet-Lexikon Wikipedia definiert heilig wie folgt: ein religiöser Ausdruck, der eine Person, einen Gegenstand oder einen Begriff einer Sphäre des Göttlichen,  Vollkommenen oder Absoluten zuordnet.
Im Alltagsgebrauch bezeichnen wir mit heilig auch das, was uns besonders wichtig ist. Was ist uns besonders wichtig? Was ist schützenswert? Was interessiert mich?

Im roten Bereich des Hungertuches findet man nicht weit vom Wort Anfang das Wort Mensch. Schaut man genauer hin, kann man auf dem Zeitungsschnipsel lesen: noch interessiert der Mensch… Was steht da noch? Welche Worte fehlen? Ich stelle mir als nächstes die Worte ‚sich für‘ vor: noch interessiert der Mensch sich für…
Wofür interessiert er sich noch? Für die Mehrung des Geldes? ‚Mach was mit deinem Geld,‘ so ist auf dem Hungertuch zu lesen und ‚Mehr Geld zum Beispiel‘ oder ‚Darf … mehr sein?‘
Oder interessiert er sich für die Bewahrung der Schöpfung, für seine innere Vervollkommnung? Denn auch die Schnipsel ‚Nachhaltig‘, ‚ins Leben‘ oder ‚Farbe bekennen‘ und ‚Neubeginn’ sind zu lesen.
Welches ist meine Richtung, wohin orientiere ich mich? Was ist mir heilig?

Wikipedia heilig, https://de.wikipedia.org/wiki/Heilig, 14.02.2023

3.Nachdenkerei 2. Fastensonntag Denk an dein Erbarmen, Herr, Reminiscere 05.03.2023

Er hält die ganze Welt in seiner Hand – He’s got the whole world…

‚von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir‘ (Ps 139, 5)

Das Hungertuch zeigt 4 Hände, die die Erdkugel halten. Zwei Menschen scheinen ihre Arme vorzustrecken, um die Kugel aufzufangen. Fast beschützend wirkt diese Geste. Die Hände greifen nicht fest zu. Vorsichtig scheinen sie zu greifen. Fast scheint diese Kugel zu zerbrechlich zu sein für ein festes Zugreifen.  Die Finger sind vorsichtig gestreckt. Der irische Sagen kommt mir in den Sinn: ‚er halte dich in seinen Händen, doch drücke seine Faust dich nie zu fest‘. Gehalten sein, halten, ist lebensnotwendig, halten kann aber auch gewaltvoll, schmerzhaft und aggressiv sein.
Wir sind seine Hände, die die Erdkugel halten und beschützen können, die sie aber auch zerstören können.

Die Erde ist zerbrechlich, sie braucht Hände, die anpacken, aber mit Liebe und Umsicht.
So wie Markus im Evangelium schreibt: Jesus aber ergriff seine Hand und richtete ihn auf, und er stand auf’ (Mk 9,27)

4. Nachdenkerei 3. Fastensonntag Meine Augen schauen stets auf den Herrn, Oculi 12.03.2023

Farben

Rot und grün, das sind die dominierenden Farben des Tuches. Rot wird einerseits die Farbe der Liebe genannt. Das rote Herz, die roten Rosen, die sich Liebende schenken, sie drücken besondere Zuneigung aus. Vielleicht ist es deshalb, dass rot auch als aggressive Farbe empfunden werden kann? Wenn Liebe endet, bleibt manchmal ein gegenseitiges Vernichten-Wollen, ein Rosen-Krieg. Rot kann also beides sein. Ist es die Liebe, die die Weltkugel hier umgibt, oder ist es, einem Feuer gleich, eine vernichtende Gefahr, in die die Erde droht zu fallen?

Die Weltkugel ist grün. Grün ist eine Farbe, die uns in der Natur überall umgibt. Im Frühling, wenn die Natur erwacht, leben wir auf. Überall zeigt sich neues Leben.
Grün ist die Komplementärfarbe von rot. Physikalisch betrachtet ergänzen sich Komplementärfarben als Lichtwellen zu weiß, das heißt die Summe ihrer Wellen ergibt das volle Spektrum des Lichts. Es erscheint also etwas Vollständiges auf diesem Bild, etwas, das sich zu einem Ganzen ergänzt. Das Ganze zu sehen ist wichtig, nicht nur die kleinen Dinge, sondern das Große Ganze, Gottes Schöpfung im Blick zu haben.

5. Nachdenkerei 4. Fastensonntag Freue dich, Jerusalem, Laetare 19.03.2023

Zusammenspiel braucht Resonanz

‚Am Du zum Ich werden‘ (Martin Buber)

Vier Hände tragen die Weltkugel. Zwei Menschen. Sie arbeiten zusammen. Was sagen sie zueinander? Kommen sie ohne Worte aus? Wie gelingt ihr Zusammenspiel, damit sie die kostbare Gabe halten können?

Nie sind wir allein. Wir tragen die Begegnungserfahrungen mit anderen immer mit uns mit. Begegnungen mit unserer ersten Bezugsperson, mit Menschen, denen wir begegnen, mit Gott. In der Begegnung mit anderen, können wir schwingen. kann Resonanz entstehen. Kein Widerhall, sondern ein eigenes Mit-Klingen.

Manchmal fühlen wir uns im Einklang mit der Natur. Beim Betrachten eines Sonnenunterganges, beim Spaziergang im Wald, in den Bergen oder beim Lauschen auf die Wellen. Oder wir beobachten einen Vogel am Futterplatz, ganz vertieft in seinem Tun, sind leise, unbewegt und gehen ein in den Moment. Das kann uns verändern.

So in Resonanz sind wir fähig, echte Begegnung, echte Beziehung zuzulassen. Eine solche Begegnung kann Neues hervorbringen, neue Sicht auf das Leben, neue Ideen, ein neues Verständnis. Nur in Resonanz finden wir zu uns selbst. Nur in Resonanz finden wir Begegnung mit Gott. Nur in der Begegnung mit Gott finden wir zu uns selbst.

Buber, M., Das Dialogische Prinzip, Gütersloh 2021 (16.Aufl.), Pinguin Random House Verlagsgruppe

6. Nachdenkerei 5. Fastensonntag Richte mich, o Gott, Judica 26.03.2023

Verletzte Erde – Friede den Völkern

‚ich glaube an den gerechten Frieden, der herstellbar ist…‘ (Dorothee Sölle, Theologin)

Wir verletzen die Erde, wir verletzen unsere Mitgeschöpfe, wir verletzen uns selbst.
Vieles nehmen wir wahr, was unsere Welt aus dem Gleichgewicht bringt, sowohl in der Natur als auch im mitmenschlichen Zusammenleben, durch Missbrauch, Machtgehabe, Kriegstreiberei, Umweltzerstörung, Ausbeutung.
Ist Gerechtigkeit, ist Frieden herstellbar? Und was heißt gerecht? Was heißt Frieden? Und wie soll das gehen?
Frieden, ein oft gebrauchtes Wort, und doch so selten zu finden. Was ist Frieden? Was ist gerechter Frieden?
Manchmal sind die Aufgaben zu groß. Wir können die Probleme der Welt nicht alleine lösen. Aber Gott verspricht uns seinen Beistand: ‚Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! Erhitze dich nicht über den Mann, dem alles gelingt, den Mann, der auf Ränke sinnt. Steh ab vom Zorn und lass den Grimm. Erhitze dich nicht, es führt nur zu Bösem‘ (Ps 37,7-8). Der Psalmist ruft uns nicht auf, nichts zu tun, sondern im Vertrauen auf Gott das Richtige tun.

‚ich glaube an den heiligen geist der uns zu Mitstreitern des auferstandenen macht

zu Brüdern und Schwestern derer die für Gerechtigkeit kämpfen und leiden’ (Kurt Marti, Schweizer Pfarrer und Schriftsteller)

Marti,K, Glaubensbekenntnis, https://homepage.ruhr-uni-bochum.de/Manfred.Hauenschild/pdf/Glaubensbekenntnisse.pdf, 12.02.2023

7. Nachdenkerei Palmsonntag 02.04.2023

Die Schöpfung

Die Herrlichkeit des Herrn währe ewig, der Herr freue sich seiner Werke (Ps 104,31)

 Da steht sie, die grüne Erdkugel, ein Werk aus Schnipseln und Farbe, gehalten von vier Händen. Fällt sie? Stürzt sie ab? Vielleicht. Dieser kostbare grüne Ball könnte auch fallen, wenn man ihn nicht festhält.

Die Welt ist geschaffen von Gott. Der Psalmist lobt im Psalm 104 die Schöpfung, die Gott so klug und weise erdacht hat. Alles kommt von ihm, alles fügt sich gut ineinander, Tag und Nacht, Sonne und Regen. Alle Geschöpfe kommen von Gott. Für alle sorgt er. Für ihn sind alle wichtig. Jedes noch so kleine Getier hat seine Berechtigung und seinen Platz. Es gehört dazu. Und es erfreut ihn. Seinen Geist hat Gott auf alles ausgesendet. (Ps 104, 30)
Wir sind in der Lage, Gottes Schöpfung zu zerstören. Durch unsere Unbedachtheit, unseren Egoismus. Durch unsere Art, modernes Leben zu gestalten, durch Raubbau an der Natur, durch Landwirtschaft, durch Industrie, die Abwässer produziert und die Luft verschmutzt, durch unseren Stromverbrauch, Wasserverbrauch, unsere Auto-  und Flugreisen…

Und doch – Gott handelt auch durch uns. Nur wenn wir in seinem Sinne für Gottes Schöpfung sorgen, wird sie bewahrt werden können. Gott hat uns die Erde gegeben, das ist eine Zusage und gleichzeitig eine Verantwortung.

‚Christus (Gott) hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.’ (Gebet aus dem 14. Jahrhundert)

Referenzen

Kontaktinformationen

Kath. Pfarrgemeinde
St. Oliver
Pestalozzistrasse 24
30880 Laatzen

Pfarrbüro Öffnungszeiten:

  • Montag, Dienstag und Freitag 9.00 – 12.00 Uhr
  • Mittwoch 15.00 – 18.00 Uhr

0511 98290-0