Vor 40 Jahren wurde die St.-Oliver-Kirche geweiht.
Am Anfang stand ein Brückenschlag in die Vergangenheit. Ein symbolischer Akt, der über die Jahrhunderte zurückführte ins frühchristliche Karthago. Dort, in der Nähe des heutigen Tunis, war vor einiger Zeit die „Basilika von Douimes“ freigelegt worden, und aus einem Pfeiler dieser Kirche aus dem 6. Jahrhundert stammte der Grundstein von St. Oliver. Am 4. Adventssonntag 1975, bei der feierlichen Grundsteinlegung, umschritt Generalvikar Adalbert Sendker den Fundamentsraum der künftigen Kirche von Laatzen-Mitte und besprengte ihn mit Weihwasser. Er segnete die Stelle, an der der Altar stehen würde. Neben Münzen und Zeitungsausschnitten wurde eine Urkunde in eine Kupferrolle eingelötet, die in eine Aussparung hinter dem Grundstein versenkt wurde. In den Monaten darauf entstand in der Pestalozzistraße das, was die HAZ später „einen der schönsten Sakralbauten in unserem Raum“ nennen sollte – die katholische St.-Oliver-Kirche, geplant vom hannoverschen Architekten Wolfgang Rauck.
In dem riesigen Baugebiet, das in den vergangenen Jahren in Laatzen-Mitte entstanden war, entwickelte sich zu dieser Zeit eine neue Gemeinde. Im Oktober 1975 lebten von etwa 3300 Katholiken der Stadt rund 1800 in Laatzen-Mitte. „Man rechnet damit“, hieß es damals in einem Pressebericht, „dass sich die Zahl in den nächsten zehn Jahren verdoppeln wird.“ Mit Pater Vianney Kahlig war schon vor dem Bau von St. Oliver ein eigener Seelsorger für Laatzen-Mitte eingesetzt. Es war klar, dass die Alt-Laatzener Kirche St. Mathilde, zu deren Gemeinde Laatzen-Mitte gehörte, für alle Katholiken der wachsenden Stadt auf Dauer zu klein sein würde. Die Katholiken versammelten sich in Laatzen-Mitte zunächst im Kontaktzentrum der evangelischen Thomasgemeinde, später in der Albert-Einstein-Schule.
Es herrschte allgemeine Aufbruchsstimmung: Viele Gemeindemitglieder waren neu zugezogene, junge Familien. Schon vor der Kirchweihe arbeitete eine engagierte Redaktion an einem eigenen Gemeindeblatt mit dem Titel „Oliver kommt“. Darin wurde neben vielen anderen Aktivitäten ganz im Geist der siebziger Jahre, der Zeit nach dem Konzil, auch ein „Diskussionskreis“ mit Pfarrer Michael Thelen angekündigt, bei dem „über alle Fragen, die uns Christen heute interessieren“ geredet werden sollte.
Bereits Jahre vor dem Baubeginn legte man Erlöse vom Pfarrfest in St. Mathilde für das große Projekt beiseite – schließlich musste die Gemeinde sich mit 80 000 Mark an den reinen Baukosten beteiligten, die nach damaligen Presseberichten am Ende mit etwa 3,5 Millionen Mark zu Buche schlugen. Dazu trug die Mathilden-Gemeinde die Kosten für die Inneneinrichtung.
Gut anderthalb Jahre nach der Grundsteinlegung, am 27. August 1977, 15 Uhr, konsekrierte Bischof Heinrich Maria Janssen die neue Kirche. Vom Gemeindesaal aus zog eine feierliche Prozession zur Kirche, und der Bischof klopfte dreimal mit seinem Hirtenstab an die Tür, um symbolisch Einlass für die Gemeinde zu erbitten. „Möchte der Tag der Kirchweihe und die Zeit des Neubeginns einer christlichen Gemeinde in Laatzen für viele ein Anruf, ein Weckruf sein,“ schrieb der Bischof damals an die Gemeinde, „und möchten so wieder viele Kontakt nehmen mit Kirche und Gottesdienst, die vielleicht in der zurückliegenden Zeit die Verbindung verloren hatten.“ Am Tag darauf, einem Sonntag, feierte die Gemeinde – sie hieß immer noch St. Mathilde, der Pfarrsitz wurde erst am 1. Januar 1982 nach St. Oliver verlegt, als auch St. Josef als Filialkirche eingegliedert wurde – ihr Pfarrfest zum ersten Mal in Laatzen-Mitte. Mit Erbsensuppe aus der Gulaschkanone, einem Platzkonzert der Feuerwehr und Ponyreiten für Kinder.